VoIP-Verweigerern droht die Telekom weiterhin mit Kündigung
Als im September 2014 erste Berichte von Kündigungen bekannt wurden, machte die Telekom einen Monat später einen Rückzieher. Sie versprach, die Kündigungen auszusetzen: Vor 2017 würden „bis auf einige wenige Ausnahmen“keine mehr ausgesprochen, wenn Kunden nicht auf einen VoIP-Anschluss wechseln wollten, sagte Ingo Hofacker, der Leiter Privatkunden marketing bei der Deutschen Telekom.
Aktuelle Fälle
Nach Berichten des Berliner Tagesspiegels, des Münchner Merkur und der Münchner Abendzeitung wurde jetzt dennoch Kunden mit der Stilllegung des Festnetzanschlusses gedroht, wenn sie keinen neuen Vertrag mit VoIP-Technik unterzeichnen wollen.
Der Merkur berichtet von einem Kunden, der seinen ISDN-Anschluss nicht aufgeben und wechseln wollte; aufgrund dieser Weigerung kündigte die Telekom ihm den Anschluss. Die Abendzeitung berichtet von mehreren tausend Kündigungen, die zurzeit liefen. Betroffenen Kunden sei die Kündigung des Anschlusses innerhalb der nächsten vier Wochen angedroht worden, wenn sie nicht innerhalb dieser Zeit auf einen VoIP-Anschluss wechselten.
„Hauruck-Aktion überfordert Kunden“
Der Landtagsabgeordnete Florian von Brunn von der SPD äußert sein Unverständnis über das Vorgehen. Seiner Ansicht nach überfordert eine solche„Hauruck-Aktion“ viele Kunden komplett, etwa ältere Menschen. Er fordert: „Die Telekom muss massenhafte Kündigungen von Telefon- und Internetanschlüssen stoppen!“
Die Telekom hält dagegen und sagt, dass gar nicht innerhalb von vier Wochen eine Kündigung drohe. Der Prozess sei vierstufig und die Kunden würden innerhalb von vier Monaten viermal kontaktiert, bis es zur Kündigung komme. Mit dieser Rechtfertigung bestätigt die Telekom allerdings die Kündigungen, die eigentlich gar nicht mehr durchgeführt werden sollten.
Nach dem Bericht des Tagesspiegels hat der Kunde Besuch von einem Telekom-Mitarbeiter erhalten. Dieser hat demnach gesagt, dass der Anschluss noch in diesem Monat umgestellt werden müsse. Allerdings sieht der Zeitplan der Telekom vor, dass alle Anschlüsse erst Ende 2018 umgestellt werden müssen – also in fast vier Jahren.
Kein Druck durch die Bundesnetzagentur
Die Telekom hatte ihr Vorgehen im September 2014 damit begründet, dass esRegulierungsvorgaben der Bundesnetzagentur gebe. Dem widersprach allerdings die Bundesnetzagentur laut Spiegel Online: Wilhelm Eschweiler, Vizepräsident der Bundesnetzagentur, sagte, es gebe keine regulatorischen Vorgaben für die Umstellung der Telekom. Die VoIP-Umstellung erfolge nur aufgrund der Entscheidung der Telekom, sagte Eschweiler.
12.01.2015 www.golem.de